1893 entwarf der Architekt Victor Horta das erste Jugendstilgebäude für Professor Emile Tassel. Dieses Terrassenhaus war das erste überzeugende Beispiel für die Erneuerung der Architektur. Das Projekt führte bald zu neuen Möglichkeiten : Häuser für Armand Solvay und Edmond Van Eetvelde, das Haus des Volkes für die sozialistische Partei, zu einer überschwänglichen Farbvielfalt im Innern, zu einem unmittelbaren Ausdruck programmatischer Notwendigkeiten in der Architektur, zur Umsetzung rein technischer Ansprüche, zur sichtbaren Verwendung von Stahlträgern im Innenbereich, zum Spiel mit dem natürlichen Licht im Gebäude, die gleichen Elemente, die man in Hortas Werken findet.

Paul Hankars Einfluss bestimmte die weitere Entwicklung des Jugendstils. Seine Werke bezeugen seine Liebe zu Baustoffen und ihrer vielfarbigen Kombination, von traditionellen Methoden und Techniken. Ein eindrucksvolles Merkmal von Hankars zahlreichen Geschäftsfronten ist die Schlankheit und Eleganz der Holzarbeiten, die aussehen, als hätte die Natur selbst sie so gebogen und gewunden. Henry Van de Velde betrachtet die „Linie als eine Kraft“ als eine elementare Kraft der Natur.

Das Beispiel von Pionieren wie Horta, Hankar und Van de Velde führte zu dem Einfluss des Jugendstils, der sich von Brüssel aus in ganz Europa verbreitete. Brüssel entfaltete sich von einer schönen Stadt des 19. Jahrhundert, reich an bemerkenswerten Beispielen eklektizistischer Architektur, zur Hauptstadt des Jugendstils. Sobald er seinen festen Platz gefunden hatte, teilte sich der Jugendstil in verschiedene Richtungen. Horta-Anhänger wie Gustave Strauven und Ernst Blérot, entwickelten die florale Komponente weiter. Léon Sneyers und Paul Hamesse, beide Studenten von Paul Hankar entwickelten die pure Rationalität der Architektur bis zu einem Punkt, wo die nackte weiße Fläche das Recht erworben hatte, als Architektur zu bestehen. Designer wie Paul Cauchie, Victor Taelemans, Jean-Baptiste Dewin versuchten alle, ihren eigenen persönlichen Stil im geometrischen Trend zu finden. Die Straße verwandelte sich in eine Bühne zur Entfaltung eines Werkes, dem Gipfel künstlerischer und handwerklicher Geschicklichkeit.